In der aktuellen Ausgabe der Hundezeitschrift „Martin Rütter das Magazin“ ist ein Artikel von mir erschienen, in dem ich mich mit dem sehr emotionalen und umstrittenen Thema von Qualzuchtrassen beschäftige. Als ich mir Gedanken zum Inhalt machte und überlegte, welchen abschließenden Gedanken ich vermitteln möchte, war mir es mir ein großes Anliegen, niemanden zu verurteilen oder im Nachhinein jemanden anzugreifen, der sich aus Unwissenheit für einen Welpen dieser Rasse entschieden hat. Wenn man selbst in einem Thema sehr belesen ist und sich tagtäglich beruflich mit diesen Themen auseinandersetzt, ist es manchmal schwierig im Blick zu behalten. Dass es eben auch noch andere wichtige Themen in dieser Welt gibt und viele Menschen noch viel zu wenig über die negativen Folgen von der Zucht bestimmter Rassemerkmale wissen, muss man sich dann wieder bewusst machen.
Grundsätzlich ist es mir sehr wichtig, andere Menschen nicht zu bevormunden und ich bin immer bereit und offen, für einen fachlichen Austausch. Je länger ich in dem Beruf als Hundetrainerin arbeite und je älter ich werde, desto größer ist mein Wunsch, in dieser Welt wirklich etwas zu bewegen und zu verändern. Mit großer Begeisterung gelingt es mir oftmals, schwierige und komplexe Inhalte einfach verständlich zu erklären. Wissen ist aus meiner Sicht die Voraussetzung, um eigenverantwortliche Entscheidungen zu treffen, und Themen und Problemstellungen sachlich zu bewerten und tierschutzrelevante Rückschlüsse daraus zu ziehen.
Schau hierzu beispielsweise gerne einmal meinen Artikel über die Syringomyelie bei Cavallier King Charles Spaniel an.
Dabei zeigt sich: Je wichtiger und umstrittener das Thema, desto mehr Gegenwind erhält man und desto mehr Kritik und Ablehnung durch andere Menschen gilt es auszuhalten.
So erhielt ich vor einiger Zeit folgende Nachricht, die mich zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit sehr verunsichert hätte und mich vielleicht zum Schweigen gebracht hätte. Heute, mit ein paar Jahren Berufserfahrung und einer guten Menschenkenntnis, erkenne ich aus dieser Nachricht eine gewisse Verzweiflung und eine Wut über verbale Angriffe, die ich in gleichem Maße ablehne. Daher ist es mir so wichtig, sachlich und fachlich über diese Themen zu diskutieren, sie in das Bewusstsein der Menschen zu bringen, und statt einander anzugreifen und kleinzumachen, gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Zucht von sogenannten Qualzuchtmerkmalen abgeschafft wird und viel mehr Menschen aufgrund von fachlicher Aufklärung erkennen können, dass diese Merkmale zu erheblichen Schmerzen, Leiden und Schäden der betroffenen Tiere führen. Lasst uns zusammenhalten und nicht gegeneinander arbeiten.
Nachricht:
„Sehr geehrte Valerie Pöter,
Mail eines Hundehalters
am vergangenen Samstag brachte mir mein Mann die Hundezeitschrift „Rütter das Magazin“ von unserem wöchentlichen Einkauf mit, über das ich mich sehr gefreut habe. Besser gesagt, gefreut habe, bis ich Ihren Artikel zum Thema Qualzucht gelesen habe (anschließend landete das Magazin vor Ärger im Hausmüll). Leider schreiben auch Sie sehr eindimensional über die Rassen Mops und Französische Bulldogge.
Mein Mann und ich sind glückliche Halter von zwei kerngesunden Mopsen, die auch im Sommer auf der Hundewiese mit anderen – angeblich gesunden – Hunderassen herumtollen, ohne müde zu werden bzw. zu ersticken. Dennoch werden wir dank Artikeln wie dem Ihrigen mit bösen Blicken oder rüden Worten – wie zum Beispiel Tierquäler – angefeindet. Ähnlich erging es einer guten Hunde-Bekannten, die ihren Mopsrüden abgab, da sie den Druck und die Beschimpfungen von selbsternannten Tierschützern nicht mehr ertrug. Hierfür einen Dank an Sie (Ironie)! Glücklicherweise wurde der Hund nicht eingeschläfert, sondern fand ein neues Zuhause bei Besitzern, die etwas „dickhäutiger“ sind.
Natürlich gibt es bei den Mopsen – wie bei allen Hunderassen – verantwortungslose Züchter, die es mit dem Rassestandard übertreiben, um auf Ausstellungen Preise zu gewinnen. Es gibt aber auch Züchter, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese wundervolle und zudem mehrere hundert Jahre alte Rasse (also keinesfalls eine Modeerscheinung der heutigen Zeit) wieder „gesund zu züchten“, indem sie extreme Tiere aus der Zucht herausnehmen und nach dem Standard 19. Jahrhundert (Stichwort „altdeutscher Mops“) züchten. Beide Zuchtlinien weisen die von Ihnen erwähnten Merkmale einer Qualzucht nicht mehr auf. Leider blieb das in Ihrem reißerischen Bericht unerwähnt.
Zu guter Letzt möchte ich erwähnen, dass es auch unter Hundehaltern andere Formen der Tierquälerei gibt. Ist es in Ihren Augen in Ordnung, wenn extrem langhaarige Rassen in eher gemäßigten Breitengraden bzw. Jagd- oder Hütehunde ohne Beschäftigung in der Stadt gehalten werden? Natürlich nicht! Aber Sie dreschen lieber verbal auf die verantwortungslosen Halter*innen von Mopsen und Französischen Bulldoggen ein.“
Ich wiederhole noch einmal: Ich möchte niemanden in die Ecke stellen und weder Hass noch Anfeindungen unterstützen. Mit meinen Artikeln möchte ich zur Aufklärung beitragen. Ich möchte, dass immer mehr Menschen verstehen und beurteilen können, welche Auswirkungen Qualzuchtmerkmale auf die jeweiligen Lebewesen haben und wie sehr sie darunter leiden.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass diese tierschutzrechtlichen Aspekte weiter in den Fokus rücken, damit sich das Leben und die Lebensqualität unserer geliebten Vierbeiner verbessert.
Meinen Artikel findet ihr in der aktuellen Ausgabe Nr. 7 „Rütter Das Magazin“.
Schaut gerne auch mal auf der Seite von QUEN (Qualzucht-Evidenz Netzwerk) vorbei oder informiert euch zusätzlich auf den Seiten der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.
Forschung und Aufklärung können übrigens auch durch Spenden gefördert werden.