Wie überprüfe ich, ob sich mein Hund in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet?
Die Vitalparameter beim Hund
Zu den 4 wichtigsten Parametern gehören folgende:
- Atmung
- Puls
- Schleimhaut
- Temperatur
Aber weißt du auch, wie man diese vier Punkte beim Hund überprüft und wann die Werte vom gesunden Zustand abweichen?
Wichtig ist bei deinem eigenen Hund zu üben, diese Werte zu bestimmen, damit die Handgriffe sitzen und auch im Notfall klappen. Außerdem hilft es dir im Notfall einzuschätzen, ob die Werte vom Normalzustand deines Hundes abweichen, weil du ein Gefühl dafür hast, wie es normalerweise ist und wann eine Abweichung bei deinem Hund vorliegt.
Hier kommt ein Überblick:
Die Atmung:
Insbesondere, wenn dein Hund auf der Seite liegt, aber auch im Stehen, kannst du anhand des Rippenbogens erkennen, ob und wie schnell bzw. langsam dein Hund atmet.
Um die entsprechenden Werte zu bestimmen, stellst du deinen Wecker am besten auf 60 Sekunden und zählst dann bis zum Klingeln, wie oft sich der Rippenbogen ausgedehnt hat.
Bei einem großen Hund sollten die Werte zwischen 10 und 30 liegen, bei einem kleinen Hund bei 20 bis 50 Atemzügen.
Wenn ein Hund hechelt, kann man die Atemfrequenz nicht bestimmen. Hecheln kann durchaus ein Zeichen von Schmerzen sein. Wenn dein Hund zu wenige Atemzüge zeigt, oder gar aufhört zu atmen, schwebt er in Lebensnot.
Der Puls:
Alternativ kannst du auch mit deiner Hand den Herzschlag ertasten. Das Herz befindet sich beim Hund, wie bei uns Menschen, auf der linken Körperseite. Du musst dazu mit deiner Hand auf der linken Seite des Brustkorbs (vom Hund aus gesehen) etwas unter das Schulterblatt fassen. Dort kannst du den Herzschlag ertasten. Er kann insbesondere bei großen Hunden langsamer sein als bei uns.
Der Puls gibt uns Hinweise darauf, ob die Blutzirkulation funktioniert und das Blut vom Herzen genügend durch den Körper gepumpt wird. Die entsprechende Arterie (Arteria femoralis) findest du an beiden Hinterbeinen auf der Innenseite in Höhe des Oberschenkelknochens.
Du stellst deinen Wecker erneut auf 60 Sekunden und zählst die Schläge.
Der Puls sollte in Ruhe bei kleinen Hunden zwischen 80 und 120 liegen, bei großen Hunden zwischen 60 und 80. Ist ein Hund aufgeregt oder hat sich angestrengt, ist der Herzschlag schneller.
Die Schleimhaut:
Das Aussehen der Schleimhäute kannst du nur an unpigmentierten (also nicht dunkel gefärbten) Schleimhäuten beurteilen. Sie sollte rosa, feucht und glänzend sein. Die Kapilläre Rückfüllungszeit (KFZ) gibt uns ebenfalls eine Auskunft, über die Blutzirkulation im Körper. Hier sind die Hinweise häufig viel frühzeitiger zu erkennen. Diese kannst du folgendermaßen bestimmen: Du drückst mit deinem Finger vorsichtig in die rosafarbene Schleimhaut deines Hundes, sodass ein heller Fleck entsteht. Nachdem du den Druck weglässt und den Finger wegnimmst, sollte sich die Schleimhaut innerhalb von 2 Sekunden wieder rosa färben. Sollte dies nicht der Fall sein, spricht das für eine Durchblutungsstörung, die den ganzen Körper betreffen kann. Ist die Schleimhaut blau gefärbt, ist das ein Anzeichen für einen niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut, auch hierbei handelt es sich um einen Notfall, denn die Ursache hierfür muss unbedingt herausgefunden werden. Genauso spricht eine gelb gefärbte Schleimhaut für eine schwerwiegende Erkrankung und sollte unbedingt abgeklärt werden.
Übrigens habe ich schon die eine oder andere Zecke finden können, während ich meinen Hund so genau untersucht habe. Ein guter Nebeneffekt, deinen Hund vor Erkrankungen zu schützen.
Die Temperatur:
Wichtig: Das Thermometer muss in die richtige Öffnung, nämlich in den After und nicht in die Vulva. Wenn eine Hündin langes Fell trägt, kann das schon einmal schiefgehen, ist für die Hündin aber schmerzhaft, also achte gut darauf. Die Temperatur zu messen ist für Hunde genauso unangenehm wie für Kinder und muss daher unbedingt geübt werden. Auch hier ist es wichtig, zu wissen, welche Temperatur dein Hund für gewöhnlich hat. Von Fieber spricht man beim Hund erst bei 39,1 °C, dennoch ist das Fieber für den Hund genauso gefährlich wie für uns Menschen. Die Normaltemperatur liegt beim Hund jedoch zwischen 38,0 und 39,0 Grad Celsius.
Bitte nutze ein Thermometer mit einem flexiblen Ende für deinen Hund, denn keinesfalls dürfen durch Abwehrbewegungen des Hundes Verletzungen in der Darmwand entstehen. Mithilfe von Vaseline flutscht es besser.
Erste-Hilfe-Kurs für Hunde
Aus meiner Sicht ist es wirklich wichtig, diese Handgriffe zu üben, damit sie auch in Notfallsituationen klappen. Du kannst erste Erkennungszeichen viel schneller erkennen, wenn du einen Blick auf diese Vitalparameter bei deinem Hund hast.
Um dich auf dem neusten Stand zu halten und die Handgriffe in der Praxis zu üben, solltest du einmal im Jahr einen Erste-Hilfe-Kurs. Es gibt extra Kurse für Hundemenschen. Seit dem letzten Jahr ist Waldemar, mein Hunde-Wiederbelebungs-Dummy bei mir eingezogen. Er unterstützt mich bei meinen Erste-Hilfe-Seminaren. An seiner Pfote kannst du ganz in Ruhe den Pfotenverband üben und dich in der Herzmassage und Beatmung üben.
Unser Erste-Hilfe-Seminar besteht aus einer einstündigen Onlineaufzeichnung mit den wichtigsten fachlichen Inhalten und einem Praxisworkshop bei uns auf dem Trainingsgelände in Oldenburg. Dieses Seminar findet mindestens einmal im Jahr bei uns statt. Weitere Informationen erhältst du auf unserer Buchungsplattform.
Deine Hausapotheke
Außerdem solltest du eine gut ausgestattete Hausapotheke für deine Vierbeiner zu Hause haben. Hier kommen meine Empfehlungen, was du alles für den Notfall bereit haben solltest. Die Größenempfehlung variiert dabei je nach Hundegröße. Insbesondere wenn du mit deinem Hund in den Urlaub fährst oder ihr unterwegs seid, solltest du ein Erste-Hilfe-Set dabei haben.
Du kannst ein fertiges Set kaufen oder du stellst dir mit den folgenden Artikeln ein eigenes Set zusammen. Vielleicht kannst du dich mit ein paar anderen Hundemenschen zusammen tun, sodass ihr gemeinsam ein paar Kosten spart.
- Zettel mit wichtigen Telefonnummern oder du speicherst dir diese in deinem Smartphone
- Stumpfe Verbandsschere*
- Krallenzange*
- Kernseife*
- Zahnrettungsbox*
- Pinzette*
- Taschenlampe/Kopflampe*
- Zeckenzange*
- Wundspray
- Einmalspritzen zum Spülen von Wunden (10ml)*
- Einmalhandschuhe
- Vaseline®*
- Coldpack*
- Warmpack*
- 3–4 Mullbinden*
- 1 elastische Binde*
- Fieberthermometer mit elastischer Spitze
- Sterile Wundabdeckung
- Heftpflaster oder Leukoplast®*
- Verbandswatte
- Gewaschene alte Socke (Pfotenschutz oder Kopfverband)
- Dicke Zeitung (Schiene)
- Papiertaschentuchpackung
- Wärmedecke (aus altem Autoverbandskasten)
- Steriles Wasser
- Für die Reiseapotheke eignet sich eine kleine Notfalltasche
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