„Hallo Valérie, sag mal, wie entstehen eigentlich Stressschuppen beim Hund? Wie kommt es dazu, wie verschwinden sie wieder so schnell und wie unterscheiden sie sich von dauerhaft bestehenden Schuppen?“
Zunächst einmal möchte ich erklären, was eigentlich mir Stressschuppen beim Hund gemeint ist. Viele HundebesitzerInnen kennen das vielleicht: Ein Hund, der sonst eigentlich einen sehr guten Pflegezustand hat, glänzendes Fell und einen gesunden Eindruck macht, hat plötzlich viele kleine weiße Schuppen im Fell. Oftmals fällt es dann auf, wenn der Hund gerade gestresst wirkt. Manchmal sehen wir das im Training in stressigen Situationen, oder vielleicht auf Veranstaltungen oder Familienfeiern bei unserem Hund. Oftmals stelle ich aber auch fest, dass es den Menschen bei ihren Hunden gar nicht auffällt, denn sobald der Stress wieder abgeklungen ist, sind die Schuppen genauso schnell verschwunden, wie sie auch gekommen sind.
Wichtig ist aber auch, dass es ein paar ernstzunehmende Erkrankungen gibt, die mit Schuppenbildung einhergehen, oder auch ein mattes, struppiges Fell mit Schuppenbildung ein Kennzeichen für einen schlechten Pflege- und oder Ernährungszustand des Hundes ist und an den Haltungsbedingen grundlegend etwas geändert werden muss. Gerade wenn wir Welpen im Training sehen, welche diese Befunde aufweisen, handelt es sich in einigen Fällen sogar um einen Milben- oder Flohbefall und oftmals gehen diese Symptome mit Durchfall und einem zu geringen Körpergewicht einher. Das lässt dann oftmals darauf schließen, dass es sich nicht um renommierte Züchter gehandelt hat und die Welpen erst einmal wieder aufgepäppelt werden müssen.
Ernstzunehmende Erkrankungen, die mit Schuppenbildung im Fell einher gehen können zum Beispiel Hautinfektionen durch Bakterien oder Hautpilze sein. Daher ist eine Abklärung in der Tierarztpraxis sehr wichtig, insbesondere auch dann, wenn zu den Schuppen auch noch Haarausfall und kahle Stellen hinzukommen.
Unter folgendem Link findest du einen Blogartikel, der die Ursachen einmal genauer auflistet und erklärt.
Wir gehen heute aber der Frage nach, wie Stressschuppen entstehen. Dazu müssen wir einmal die Frage beantworten, was Hautschuppen denn überhaupt sind:
Wie entstehen denn überhaupt Hautschuppen?
Unsere Haut und auch die unserer Haustiere und eben unserer Hunde wird regelmäßig erneuert. Aus der unteren Hautschicht werden Zellen produziert die dann die bestehenden Zellen ersetzen. Diese wiederum werden abgeschilfert und fallen einfach ab. Wenn du deine eigenen Arme und Beine betrachtest, wirst du sicherlich feststellen, dass du ebenfalls Zellen einfach verlierst. Das Ganze nennt man auf „schlau“ epidermale Desquamation. Desquamation bedeutet sowas wie Abschilferung oder Schuppung. Schuppen dienen also unserer Hauterneuerung ist sie sind somit erst einmal ganz normal.
Schauen wir uns einmal den Aufbau der Haut an, diese besteht grundsätzlich aus 3 Schichten:
- Der Cutis (der eigentlichen Haut) und der Hypodermis (auch Subcutis oder Unterhaut genannt).
- Die Cutis lässt sich noch einmal in 2 weitere Schichten unterteilen:
- Die Oberhaut (Epidermis) und die sogenannte Lederhaut, welche Binde- und Fettgewebe enthält, sowie Nerven, Blut- und Lymphgefäße und damit sehr schmerzempfindlich ist.
Für unser Thema ist es wichtig, dass wir uns die oberste Schicht, also die Oberhaut (Epidermis) einmal anschauen. Diese besteht aus einem mehrschichtigen Plattenepithel und besteht wiederum aus folgenden Schichten:
- Stratum (Schicht von Zellen) basale
- Stratum spinosum
- Stratum granulosum
- Stratum corneum
Mit über 90% sind Keratinozyten (Hornzellen) als häufigste Zellart in unserer Epidermis vertreten und werden in den Zellen der Basalschicht (Stratum basale) gebildet. Nach 2 -3 Wochen befinden sie sich dann im Stratum corneum und werden abgeschilfert.
Keratinozyten sind außerdem an der Bildung der sogenannten Kitsubstanz beteiligt. Hierbei handelt es sich um fettähnliche Substanzen, die für einen guten Stoffwechsel der Haut und eine gewisse Feuchtigkeit sorgt.
Dieser Vorgang kann durch verschiedene Einflüsse verändert sein und in der Folge dann zu vermehrter Schuppenbildung führen, beispielsweise wir und unsere Hunde in kalten Wintermonaten der trockenen Heizungsluft ausgesetzt sind.
Wie entstehen denn jetzt Stresschuppen?
Man geht davon aus, dass die Hormone Cortisol und Adrenalin, welche durch stressige Situationen ausgeschüttet werden, einen direkten Einfluss auf den Stoffwechsel der Haut haben. Die Blutgefäße der Haut werden erweitert und die Haut stärker durchblutet. Zudem fördern die Stresshormone die Bildung von Keratinozyten, sodass in der Folge mehr Zellen abgeschilfert werden.
Hautschuppen sind eigentlich so klein, dass wir sie mit bloßem Auge fast gar nicht sehen können. Werden vermehrt Zellen abgeschilfert, können diese verklumpen und dann für unser Auge sichtbarer werden.
Das heißt also, sobald die Stresshormone wieder sinken, werden auch die Durchblutung der Haut, sowie die Bildung von Keratinozyten wieder auf das normale Level heruntergefahren und die Schuppen sind nicht mehr sichtbar.
Du hast Fragen zu diesem Thema oder anderen Themen? Dann schreib mir gerne eine Nachricht und ich nehme deine Anregungen in den nächsten Artikel mit auf.
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Quellen:
https://www.derstandard.de/story/2000066665220/schuppenflechte-und-stress-wenn-haut-bruechig-wird