Die Unterfunktion der Schilddrüse beim Hund – Hypothyreose

Krankheitsprävention, Verhaltensprobleme

In diesem Artikel habe ich dir das Komplexe Thema der Schilddrüsenerkrakung beim Hund kurz und knapp zusammengefasst und ich hoffe du kannst ein paar nützliche Tipps für dich mitnehmen.

Wer ist eigentlich die Schilddrüse und was hat sie beim Hund für eine Funktion?

Die Schilddrüse hat die Form eines Schmetterlings, die Flügel umschließen die Speiseröhre und sind miteinander verbunden. Sie produziert Hormone (also Botenstoffe) die an anderen Organen wirken. Zu diesen Hormonen gehören T3 und T4. Um diese Hormone herzustellen benötigt die Schilddrüse Jod. Dieses muss der Hund mit der Nahrung aufnehmen, daher ist es wichtig, dass im Futter ausreichend Jod enthalten ist. Bei einem Alleinfutter (dieser Begriff steht so auf der Packung) ist gesetzlich festgelegt, dass eine ausreichende Menge aller wichtigen Bestandteile enthalten ist. Stellt man das Futter seines Hundes selbst her, ist es daher wichtig eine ausreichende Versorgung sicher zu stellen.

Welche Aufgaben haben die Hormone T3 und T4 im Körper?

  • Erhöhung der Körperinnentemperatur
  • Erhöhung der Herzfrequenz und des Puls
  • Erhöhte Aufmerksamkeit und schnelle Reflexe
  • Erhöhtes Wachstum (insbesondere bei Welpen)
  • Schnelle Nahrungsverwertung
  • Abbau von Energiereserven

Damit die Schilddrüse nicht zu viele, aber auch nicht zu wenig Hormone produziert, gibt es einen Mechanismus, der die Leistung der Schilddrüse reguliert. Was ist das für ein Mechanismus?

Die Schilddrüse hat einen übergeordneten Chef, den sogenannten Hypothalamus. Der Chef produziert ebenfalls ein Hormon, das TRH. Dieses Hormon wird an die Sekretärin des Hypothalamus weitergeleitet, diese heißt Hypophyse. Die Hypophyse erhält nun die Information, dass mehr T3 und T4 im Körper benötigt werden. Auch die Hypophyse kann ein eigenes Hormon produzieren. Dieses heißt TSH. Dieses Hormon wird wiederum an die Schilddrüse weitergeleitet und die Schilddrüse weiß: aha, ich soll mehr T3 und T4 produzieren.

Der Chef hat verschiedene Sensoren, welche die Konzentration von T3 und T4 im Körper misst. Dadurch stellt der Chef fest, ob die gemessenen Werte vom Idealzustand abweichen.

Sind die Werte zu hoch schickt er keine Boten los. Die Sekretärin erhält keine Rückmeldung, also schickt sie keine Boten zur Schilddrüse. Die Schilddrüse erhält keine Anweisung, also stellt sie die Produktion von T3 und T4 ein.

Nun sinkt die Konzentration an T3 und T4 und die Sensoren melden dem Chef eine zu niedrige Konzentration. Sogleich schickt er seine Boten los, diese informieren die Sekretärin und diese wiederum informiert die Schilddrüse. Es handelt sich also um einen Regelkreis, der sich selbst steuert.

Wie kommt es zur Unterfunktion der Schilddrüse?

Wenn wir uns diesen Regelkreis anschauen wird klar, dass es mehrere Abteilungen gibt, die an der Funktionsstörung beteiligt sein können.

Hypothyreose bedeutet zunächst einmal, dass die Konzentration an T3 und T4 zu niedrig ist.

Die Ursachen hierfür können in 4 Kategorien eingeteilt werden:

  1. Primäre Hypothyreose:
    Die Schilddrüse selbst ist die Ursache.
    z.B. durch ein Trauma wurde Schilddrüsengewebe zerstört (Leinenruck am Halsband des Hundes; Biss durch anderen Hund, Unfallverletzung), Entzündung der Schilddrüse, Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, chirurgische Entfernung, Medikamenteneinwirkung, Tumorerkrankung der Schilddrüse,…
  2. Sekundäre Hypothyreose:
    Die Sekretärin ist die Ursache.
    z.B. durch Missbildung, Tumorerkrankung, andere Erkrankungen wie Cushing, Medikamenteneinwirkung,…
  3. Tertiäre Hypothyreose:
    Der Chef ist die Ursache.
    z.B. Missbildung,…
  4. Kongenitale (durch Vererbung) Hypothyreose:
    z.B. durch mangelnde Jodaufnahmen oder genetisch bedingt

Bei betroffenen Hunden handelt es sich am häufigsten um eine primäre Hypothyreose, also häufig ist die Schilddrüse selbst betroffen (ca. 95% aller Fälle beim Hund).

Welche äußerlichen Merkmale können auf eine solche Funktionsstörung hinweisen?

Die Merkmale resultieren daraus, dass T3 und T4 nicht mehr an den verschiedenen Organen wirken können.
Hierzu zählen:

  • erhöhte Müdigkeit,
  • mangelnde Leistungsfähigkeit,
  • Appetitlosigkeit,
  • Gewichtszunahme,
  • Hautveränderungen,
  • Fellveränderungen,
  • Krallenveränderungen,
  • Probleme des Herzkreislaufes
  • und Veränderungen im Auge

Woher weiß ich ob der Chef, die Sekretärin oder die Schilddrüse selbst betroffen ist?

Hierzu können die Botenstoffe im Blut gemessen werden. Hierbei sollte man berücksichtigen, dass die Werte von T4 im Blut tagesperiodischen Schwankungen unterliegen. Die höchste Konzentration von T4 erwartet man mittags, daher sollte die Blutprobenentnahme vormittgas erfolgen. Es empfiehlt sich an mehreren Tagen eine Blutprobe zur selben Uhrzeit zu bewerten, damit die Messergebnisse möglichst vergleichbar sind. Liegt T4 im Normalbereich kann zusätzlich noch TSH (Sekretärin) gemessen werden. Hierzu nutzt man den sogenannten TSH Stimulationstest. Hierbei wird getestet, ob es durch Verabreichung von TSH zu einem Anstieg von T3 und T4 kommt. Kommt es zu einem Anstieg ist dies ein Hinweis auf die Funktionsstörung der Sekretärin.

Um die Funktion des Chefs zu testen, nutzt man den TRH Stimulationstest. Kommt es zu einem Anstieg von TSH, T3 und T4 ist dies ein Hinweis auf eine Funktionsstörung des Chefs.

Gibt es eine Form der Hypothyreose beim Hund, bei der die Werte im Normbereich sind?

In der Tiermedizin wird außerdem die sogenannte latente/subklinische Schilddrüsenunterfunktion diskutiert. Bestimmte Verhaltensauffälligkeiten deuten auf eine Schiddrüsenunterfunktion hin, bei der die Werte der Hormone jedoch noch im unteren Grenzbereich liegen und somit eine Diagnose über das Blutbild schwierig machen. Bei einem Hund der älter als 5 Jahre ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer subklinischen Unterfunktion eher selten.

Mögliche Verhaltensauffälligkeiten können sein:

  • Übergewicht oder!! Untergewicht
  • Angst vor Umweltreizen (insbesondere Geräuschangst),
  • übersteigerte Wachsamkeit,
  • Stressintoleranz und Nervosität,
  • schnelle Erregbarkeit,
  • erhöht Aggressionsbereitschaft,
  • geringe Konzentrations- und Lernfähigkeit,
  • Müdigkeit oder erhöhte Aktivität.

Als Besitzer einer pubertierenden Junghundes werden dir manche dieser Verhaltensweisen nun sicherlich bekannt vorkommen und genau das macht die Diagnose so schwer. Denn nicht jeder Hund der diese Verhaltensauffälligkeiten zeigt leidet an einer Schilddrüsenerkrankung. Genauso können andere Erkrankungen Ursache dieser Symptome sein und sollten ausgeschlossen werden.

Ist ein Hund jedoch an einer Schilddrüsenunterfunktion erkrankt und wird diese nicht behandelt, kann einerseits ein Training erfolglos bleiben, andererseits kann es zu schwerwiegenden Schäden an anderen Organen wie dem Herzkreislaufsystem kommen.

Die Gabe von Medikamenten ist leider immer mit möglichen Nebenwirkungen verbunden. Daher sollte einem Hund, der nicht an einer Schilddrüsenerkrankung ist, keine Medikamente verabreicht werden, die er eigentlich gar nicht benötigt, daher ist eine genaue Diagnose sehr wichtig.

Gerne unterstütze ich dich und deinen Hund im Training und berate dich.

Tierärztin, Autorin und deine Hundeexpertin: Valérie Pöter

Über mich

Valérie Pöter hat 2017 ihr Staatsexamen als Tierärztin abgelegt und ist seit 2018 als Hundetrainerin tätig.

In ihrer Hundeschule in Oldenburg legt sie großen Wert auf Spaß und Motivation im Training und auf die verständliche Erklärung komplexer Zusammenhänge.

Diese Fähigkeiten brachten sie zusammen mit ihrer Leidenschaft fürs Zeichnen dazu, Fachwissen rund um den Hund auf ihrem Blog strukturiert und kreativ zu vermitteln – die Idee zu den FAQ Hund war geboren!

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