Schlafstörungen bei alten Hunden
„Hallo Valérie, wir brauchen ganz dringend deine Hilfe. Unserem Hund Jakob, 9 Jahre alt, ein Großer Schweizer Sennenhund, geht es zunehmend immer schlechter. Ich habe vor kurzem ein Baby bekommen und ich habe das Gefühlt, Jakob leidet sehr darunter. Er kommt einfach gar nicht mehr zur Ruhe. Nachts können wir alle kaum schlafen, da er aufsteht, durch die Wohnung läuft und manchmal sogar anfängt zu bellen. Manchmal steht er auch nur auf, steht rum und starrt in die Gegend. Manchmal hechelt er dann auch sehr stark. Wenn ich mit ihm spazieren gehe, läuft er die ersten Meter gerne mit, dann plötzlich bleibt er stehen und will nicht mehr weiter. Ich mache mir große Sorgen, denn so kann es einfach nicht weitergehen. Wir schlafen abwechselnd auf dem Sofa, da Jakob es im Schlafzimmer nicht aushält und unser Baby weckt. Beim Tierarzt waren wir schon, er konnte nichts feststellen und sagt es sei ein Trainingsproblem, wir sollen uns mal besser durchsetzen.“
Ähnliche Nachrichten erreichen mich immer wieder. Verzweifelte Menschen, die merken, dass etwas mit ihrem Hund nicht stimmt, die aber keine ausreichende Hilfe bekommen. In dem oben beschriebenen Fall, traf ich auf eine junge Familie, mit einem in die Jahre gekommenen Hundesenior, der typische Merkmale einer „Alzheimererkrankung“ beim Hund aufwies. Diese gibt es beim alten Hund in ähnlicher Form wie beim Menschen und wird beim Hund „Kognitive Dysfunktion“ genannt. Dennoch ist es häufig sehr schwierig, diese Erkrankung zu diagnostizieren, da die Symptome sehr unterschiedlich und unspezifisch sein können. Andere Ursachen müssen dabei ausgeschlossen werden. Entgegen der Meinung, man müsse sich mal richtig durchsetzen, steht in einem solchen Fall das Management an erster Stelle. Wie kann man einem solchen Hund helfen, welche Maßnahmen geben ihm Orientierung, die er zwischenzeitlich zu verlieren scheint. Wie können wir dafür sorgen, dass auch die Familie wieder zur Ruhe kommen kann und den so dringend benötigten Schlaf wieder aufholen kann? Welche Beschäftigungsformen sind geeignet und welche Rituale im Alltag helfen. Braucht ein solcher Hund vor allem Mitleid und mehr Zuwendung, oder ist zunächst einmal eine medizinische Behandlung notwendig?
Es kommen einige Ursachen für das „nächtliche Umherwandern“ infrage, die Kognitive Dysfunktion ist eine davon. Grundsätzlich gehört ein solcher Hund im entsprechenden Senioralter medizinisch abgeklärt. Hat er beispielsweise Schmerzen, aufgrund von Verschleißerscheinungen im Alter, ist eine adäquate Schmerztherapie von enormer Bedeutung. Gerade in Bezug auf geriatrische Erkrankungen gibt es moderne Schmerzmedikamente und ein Tierarzt kann über die therapeutischen Möglichkeiten beraten.
Auch die Fütterung von MCT Ölen und eine Futterumstellung, auf die für Hundesenioren angepassten Nährstoffe, kann eine hilfreiche Unterstützung sein.
Auf jeden Fall sollten Symptome, wie die oben genannten, nicht dem Alter und schlichtweg schlechter Erziehung zugeschrieben werden, sondern ernst genommen werden. Wird die Kognitive Dysfunktion früh erkannt, kann man diese zwar nicht heilen, aber den schweren Verlauf mindern und erheblichen Einfluss auf das Wohlbefinden des Hundeseniors nehmen.