Wie oft soll ich meinen Hund entwurmen?
Wie oft soll ich meinen Hund entwurmen?

Wie oft soll ich meinen Hund entwurmen?

Krankheitsprävention

Auf diese Frage habe ich bisher bestimmt 20 verschiedene Antworten erhalten. In diesem Artikel erkläre ich dir den aktuellen wissenschaftlichen Stand, damit du dir eine eigene Meinung bilden und die beste Entscheidung für dich und deinen Hund treffen kannst.

Die schlechte Nachricht zuerst: Leider gibt es kein Medikament, das sicher verhindert, dass sich dein Hund mit Würmern ansteckt.

Wurmkuren wirken NICHT prophylaktisch (vorbeugend).

Mit Gabe einer Wurmkur als Tablette oder als Spot-on (in den Nacken tropfen) werden die Würmer innerhalb von 24 h abgetötet und ausgeschieden. Nimmt ein Hund nach diesen 24h neue Würmer auf, kann er sich erneut anstecken.

Wozu gibt man dann eine Wurmkur?

Die Wurmkur kann zum einen den HUND davor schützen, durch die Würmer Schaden zu nehmen. Zu diesen Schäden gehören beispielsweise:

  • Schädigung der Magenwand und der Darmwand,
  • Durchfall,
  • Erbrechen,
  • gestörte Aufnahme von Nährstoffen über den Darm,
  • Gewichtsabnahme
  • Wachstumsstörungen,
  • Mangelerkrankungen,…

Doch wichtig zu wissen: Nicht jeder Hund der Würmer hat zeigt körperliche Symptome. Ein Hund kann vollkommen gesund wirken. Das macht die Diagnostik schwierig, doch dazu später.

Außerdem soll mithilfe der Wurmkur verhindert werden, dass der MENSCH sich ansteckt, denn Würmer können auf den Menschen übertragen werden.

Die Aufnahme bestimmter Spulwürmer können beim Menschen schwerwiegende Folgen durch die Wanderung der Larven im Gewebe des Menschen führen. Nimmt ein Mensch bestimmte Bandwürmer auf, bilden sich sogenannte Pseudozysten („Bläschen“) in der Leber oder anderen Organen wie im Gehirn, die schwer zu behandeln sind und tödlich für den Menschen verlaufen können (Alveoläre Echinokokkose). Bilder von diesen Bläschen in den Organen des Menschen findet man im Netz. Glücklicherweise tritt diese Erkrankung in Deutschland derzeit sehr selten auf. Weitere Informationen finden Sie hier.

Welche Würmer sind in Deutschland bei unseren Hunden relevant?

  • Spulwürmer: Toxocara canis
  • Hakenwürmer
  • Fuchsbandwurm: Echinococcus multiocularis
  • Hundebandwurm: Echinococcus granulosus
  • Herzwurm: bei Auslandsaufenthalt

Wie steckt sich mein Hund an?

1) Umwelt: z.B. durch Aufnahme von Eiern im Kot beim schnüffeln
2) zu Hause: z.B. durch Aufnahme von Eiern die unter den Schuhen des Menschen kleben
3) Welpe über die Muttermilch oder bereits im Mutterleib
4) Fuchsbandwurm: durch fressen von wilden Beutetieren wie Maus, Kaninchen
5) Hundebandwurm: Fütterung von rohem Fleisch insbesondere von Lunge und Leber

Wie könnte ich mich als Mensch anstecken?

Durch Aufnahme von ausgeschiedenen Eiern über den Kot durch einen infizierten Hund.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich mein Hund ansteckt?

Die Expertenorganisation “ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) Deutschland e.V.” hat sich zur Aufgabe gemacht, alle wichtigen Informationen zum Thema Parasiten auf ihrer Internetseite für den Hundehalter zu veröffentlichen.
Hierbei werden unsere Hunde in verschiedene Risikogruppen eingeteilt. In Absprache mit dem behandelnden Tierarzt können somit Kosten und Nutzen einer Entwurmung individuell abgewogen werden, denn wie jedes Medikament, können auch Wurmkuren Nebenwirkungen haben und sollten nur wenn nötig zum Einsatz kommen.

Welche Risikogruppen gibt es nach ESCCAP?

  • 1-2 mal im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer oder Kotuntersuchung
  • 4 mal im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer oder Kotuntersuchung
  • 12 mal im Jahr gegen Bandwürmer und 4 mal im Jahr gegen Spulwürmer oder Kotuntersuchung
  • 12 mal im Jahr gegen Spul- und Bandwürmer oder Kotuntersuchung

Die unterschiedlichen Wurmarten haben verschiedene Vermehrungszyklen, das heißt die Ausscheidung der Eier über den Kot erfolgt unregelmäßig. Der Abstand von 4 Wochen in der Risikogruppe D ergibt sich aus dem Vermehrungszyklus bestimmter Würmer. Wirkt die Wurmkur am Tag 1 im Körper des Hundes, werden innerhalb von 24h alle Würmer abgetötet. Steckt sich der Hund an Tag 2 erneut mit dem Fuchsbandwurm an, dauert die Entwicklung des Fuchsbandwurms  4 Wochen bis erneut infektiöse Eier über den Kot ausgeschieden werden. Um den Menschen vor der Ansteckung zu schützen, erfolgt eine erneute Behandlung mit einer Wurmkur nach genau 4 Wochen.

Um herauszufinden, welche Risikogruppe dein Hund hat, findest du auf der Internetseite von ESCCAP einen Test mit verschiedenen Fragen: ESCAAP Risikotest

Hierbei spielen Faktoren wie Auslauf, Kontakt zu Artgenossen, Fressen von Aas oder Beutetieren, Fütterung mit Rohfleisch (BARF) und das Alter des Hundes eine wichtige Rolle.

Mithilfe verschiedener Verfahren kann der Kot auf Parasiten untersucht werden. Die Kotprobe sollte möglichst nicht den Boden berühren und unmittelbar nach dem Absetzen aufgefangen werden. Beim Hund benötigt man ca. 10g für die Untersuchung. Eine Sammelprobe, also das Auffangen mehrerer Kotproben, macht eine aussagekräftigere Analyse möglich, da die Ausscheidung der Wurmeier über den Kot unregelmäßig erfolgt. Eine Kotprobe ohne Wurmeier bedeutet also nicht, dass der Hund frei von Würmern ist.

Zudem sind sogenannte Wurmtests auf dem Markt, die man als Hundehalter selbst einschicken kann. Ein wichtiger Hinweis des Herstellers lautet: „Die folgenden Wurmarten können als Zufallsbefund gefunden werden. Dies bedeutet, dass ein negatives Ergebnis nicht bedeutet, dass ein Befall ausgeschlossen ist: Bandwürmer“. Dieser Test schließt also einen Befall mit dem Fuchsbandwurm und Hundebandwurm nicht sicher aus.

Das Wichtigste zusammengefasst:

  • Nicht jeder Hund hat Würmer.
  • Wurmkuren können Nebenwirkungen haben und sollten nur gegeben werden, wenn die Gesundheit des Hundes oder des Menschen gefährdet ist.
  • Kotproben können falsch negativ sein.
  • Wurmtests liefern unter Umständen keine Aussage über den Befall mit Bandwürmern
  • die Behandlung eines Hundes sollte immer individuell und in Absprache mit einem Tierarzt erfolgen, je nach Risiko für Hund und Mensch
Tierärztin, Autorin und deine Hundeexpertin: Valérie Pöter

Über mich

Valérie Pöter hat 2017 ihr Staatsexamen als Tierärztin abgelegt und ist seit 2018 als Hundetrainerin tätig.

In ihrer Hundeschule in Oldenburg legt sie großen Wert auf Spaß und Motivation im Training und auf die verständliche Erklärung komplexer Zusammenhänge.

Diese Fähigkeiten brachten sie zusammen mit ihrer Leidenschaft fürs Zeichnen dazu, Fachwissen rund um den Hund auf ihrem Blog strukturiert und kreativ zu vermitteln – die Idee zu den FAQ Hund war geboren!

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