Das geht an Sarah und an alle verzweifelten Hundemenschen, die gerade glauben, dass sie es nicht mehr schaffen.
Egal, ob ein Welpe bei dir eingezogen ist, der sich als kleiner Rüpel herausstellt, dir den Schlaf raubt und dich tagein tagaus terrorisiert und der einfach nicht zur Ruhe kommt. Ob du einen Hund aus dem Tierschutz übernommen hast, gerade gar nichts so läuft wie geplant und du an dir und deiner Entscheidung zweifelst. Ob dir andere Menschen sagen, dass sie dir vorher hätten sagen können, dass es so kommt und du dir selbst die Frage stellst, wie du das alles so auf die leichte Schulter nehmen konntest. Oder hast du es selbst verbockt, weil dein Welpe nun ein erwachsener Hund ist, du viel Kraft, Zeit und Herzblut in die Erziehung gesteckt hast, dir fest vorgenommen hast, dass du deinen Hund diesmal perfekt erziehst und sich dieselben Fehler nicht wiederholen, scheinst aber völlig daran gescheitert zu sein? Ich kann dir zahlreiche Situationen aufzählen, in denen HundehalterInnen an Ihre Grenzen geraten, weil beispielsweise der Junghund mal wieder den Schalk im Nacken hat und der erschöpfte Hundemensch sich fragt: Was mache ich bloß falsch, am liebsten würde ich ihn wieder abgeben.
Eines ist mir ganz wichtig:
DU BIST NICHT ALLEIN.
„Man liebt das, wofür man sich müht, und man müht sich für das, was man liebt.“
Erich Fromm
Hunde sind keine Roboter und man lernt den richtigen Umgang mit einem Hund nun eben erst, wenn er einzieht. Neben all den Herausforderungen, die der Alltag eh schon an uns stellt, kann man einen Welpen oder Tierschutzhund, nicht mal eben im Vorbeigehen erziehen und therapieren.
Ja es gibt Ausnahmen. Vereinzelt lerne ich Welpen und Hunde erkennen, die wirklich unkompliziert sind und im Alltag wirklich gut erzogen das Leben bereichern.
Die Realität der meisten Hundemenschen sieht aber ganz anders aus.
Auf der anderen Seite sind wir als Hundetrainer verzweifelt, wenn wir sehen, dass einem Hund geholfen werden kann, der Mensch dann aber aufgibt und das Problem nicht nüchtern erkennen kann. Oftmals spielt der Mensch aber die entscheidende Rolle, das problematische Verhalten des Hundes zu verändern. Doch nicht immer dringen wir zu dem uns gegenübersitzenden Menschen durch und werden leider manchmal mit den Worten: „Zu Hause machte er das nicht“ oder „das dauert mir aber zu lange“ abgespeist und müssen akzeptieren, dass wir nicht jedem Mensch-Hund-Team weiterhelfen können.
Je länger ich meinen Beruf als Hundetrainerin nun mache, desto sicherer und frühzeitiger erkenne ich, ob sich ein Verhalten des Hundes oder auch des Menschen gegenüber seinem Hund, zukünftig zu einem Problem entwickeln wird. Wenn wir als Experten unterstützen dürfen und die Menschen offen für unsere Vorschläge und Erläuterungen sind, ist der Job ein wahres Geschenk. Ich schenke den Menschen sehr gerne die nötige Motivation, tröste, bestärke und helfe dabei, neue Energie für die nächsten Trainingschritte bereitzustellen.
Was mir Energie raubt, mich entmutigt und manchmal sogar wütend zurück lässt, sind Menschen, welche die Verantwortung dem Hund oder dem Experten zuschieben. Ich sehe dann einen Hund, dem ich wirklich gerne helfen möchte, doch der Mensch lässt sich von mir nicht überzeugen, da er die Notwendigkeit einfach nicht sehen kann oder will.
Und dann gibt es wieder die anderen, die ein großartiges Gefühl für das Timing im Training haben, die mit größtem Engagement das besprochene Training üben und ich regelrecht miterleben kann, wie wir dem Hund den Stress nehmen und neue Lebensqualität erreichen können.
Denn diese Energie braucht es. Es braucht oftmals Durchhaltevermögen und den festen Glauben daran, dass es besser wird.
Wie lange dauert eigentlich so ein Training?
Leider haben viele Menschen die Erwartungshaltung, dass man ein Verhalten, welches über mehrere Jahre besteht, mithilfe EINES Einzeltrainings beheben kann.
Das funktioniert in den meisten Fällen leider nicht. Stell dir einmal vor, du möchtest Geige spielen lernen. Dein Ziel ist es, einmal in einem großen Orchester mitzuspielen. Wie viele Geigenstunden bräuchtest du? Eine? Zwei? Wie lange müsstest du üben? Die Trainingswünsche, die insbesondere an unser Einzeltraining gesellt werden, sind tatsächlich mit einem kleinen Geigenkonzert vergleichbar, manchmal sogar mit einem Auftritt mit einem großen Orchester.
Ich möchte dir heute eine Grafik zeigen, die dir dabei helfen soll, das Vertrauen in dich, dein Training und deine Fähigkeiten beizubehalten und das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Ich habe auf diesen Diagrammen, zwei verschiedene Trainingsentwicklungen dargestellt. Das erste Diagramm zeigt, dass eine Lernkurve niemals linear verläuft und dass der Anfang im Training mit einem Welpen oder einem Hund, der erst kürzlich bei dir eingezogen ist, immer schwer ist. Über einen längeren Zeitraum werden dabei nur wenige Fortschritte erzielt. Doch aus meiner langjährigen Erfahrung im Training mit Hunden weiß ich: der Aufwand am Anfang lohnt sich, insbesondere beim Welpen. Die beiden für mich wichtigste Themen beim Welpen sind dabei: Die Grundsignale und die Frustrationstoleranz zu lernen. In meinem Buch beschreibe ich ausführlicher, was genau ich damit meine und wie man das trainiert.
Das zweite Diagramm zeigt, wie sich die Lernkurve entwickelt, wenn die richtigen Strategien zu Beginn fehlen. Oftmals sind die Welpen in den ersten Wochen relativ unproblematisch und lernen Signale wie Sitz sehr gut. Solange man all ihren Wünschen nachkommt und ihnen jederzeit Aufmerksamkeit schenken kann, ist erst einmal alles gut.
Lernt ein Welpe nur wenige Grundsignale und ist dem Menschen nicht bewusst, wie wichtig und mit welcher Strategie der Welpe lernen kann und muss, Frust und Langeweile auszuhalten, wird spätestens ab dem Übergang in die Junghundephase das Zusammenleben sehr anstrengend. Manchmal erreichen wir die Menschen in der Anfangsphase noch nicht, da ihnen die Erfahrung fehlt, was da noch auf sie zukommen wird. Das sind genau die Situationen, in denen sie mit den Worten: „Das macht er zu Hause nicht“ das Training beenden, obwohl wir ein Verhalten sehen, dass zukünftig äußerst problematisch für einen Hund, der einen überall hin begleiten soll, wird.


Daher möchte ich dir heute folgendes mit auf den Weg geben: Bleib dran! Gib nicht auf, sondern glaub an dich und deine Fähigkeiten. Such dir einen renommierten TrainerIn, der dich und deinen Hund auf diesem Weg unterstützt und dir zeigt, wie dein Alltag und der deines Hundes wieder stressfreier werden kann und dich insbesondere auch emotional auf deinem Weg unterstützt. Lass dich von anderen Meinungen nicht verunsichern, sei dir sicher, dass es vielen anderen Hundemenschen gerade genauso geht und dass du auf dem richtigen Weg bist. Der Erfolg kommt, da bin ich mir ganz sicher, auch wenn noch einige Höhen und Tiefen vor euch liegen.
Sei herzlichst gegrüßt
Deine Valérie