Die Scheinträchtigkeit bei der Hündin ist erst einmal keine Krankheit, sondern eine normale Reaktion des Körpers durch die Einwirkung von Sexualhormonen.
Dies hatte früher auch einen wirklich nützlichen Sinn. Ein frei lebendes Wolfsrudel, ohne räumliche Begrenzung durch einen Zaun, setzt sich aus einem Familienverbund zusammen. Vater und Mutter zeugen Welpen die zu Jugendlichen heranreifen. Später verlassen die älteren Individuen das Rudel und gründen eigene Familien. Solange ein weiblicher Wolf aber das elterliche Rudel noch nicht verlässt, hilft er dabei, die nach ihm geborenen Welpen mitzuernähren, indem er beim Säugen hilft. Dies setzt die sogenannte Scheinträchtigkeit voraus, die Wölfin gibt also Milch, ohne dass sie selbst trächtig war.
Heutzutage ist das bei unseren Hündinnen nicht mehr notwendig, doch dieser Mechanismus hat sich noch nicht bei allen vollständig zurückgebildet, sodass manche Hündinnen in der Scheinträchtigkeit ebenfalls Milch (allerdings in deutlich niedrigerer Menge) produzieren, obwohl gar keine Welpen vorhanden sind. In dieser Phase zeigt sie dann auch oftmals eine Art Nestbauverhalten. Sie beginnt Gegenstände auf ihren Liegeplatz zu bringen, ist sehr anhänglich, möchte den Liegeplatz nicht verlassen und manchmal neigt sie sogar zu aggressivem Verhalten.
Daher ist es sehr wichtig, im Training darauf zu achten, dieses Verhalten nicht auch noch zu unterstützen. Das bedeutet, Spielsachen sollten nicht frei zur Verfügung gestellt werden, damit die Hündin diese nicht ins Nest bringen kann. Auch Mitleid ist hier deplatziert, da es die Hündin in ihrem Verhalten weiter verstärken würde. Lenke deine Hündin besser ab und bringe sie auf andere Gedanken, zum Beispiel durch einen Ausflug oder ein gemeinsames Spiel. Die Zeit geht ja auch wieder vorbei, wenn sich die Hormone beruhigt haben.
Bei manchen Hündinnen wird die Scheinträchtigkeit nach jeder Läufigkeit schlimmer und die Hündinnen leiden sowohl körperlich als auch psychisch unter den Hormonen. Hier kann eine Kastration hilfreich sein. Allerdings muss man in jedem Fall die Phase der Scheinträchtigkeit erst einmal abwarten und die Kastration muss gut überlegt sein, da es auch mögliche negative Folgen zu berücksichtigen gibt.
Wichtig ist auch, die Gesäugeleiste nicht anzufassen und dafür zu sorgen, dass deine Hündin nicht daran leckt, denn das kann die Schwellung des Gesäuges extrem verstärken.
Ein Quarkwickel kann unter Umständen zur angenehmen Kühlung des Gesäuges beitragen.
Wenn deine Hündin diese Symptome das erste Mal zeigt, ist es wichtig, dass du einschätzen kannst, dass es sich wirklich um eine Scheinträchtigkeit handelt und das Gesäuge nicht deshalb geschwollen ist, weil beispielsweise ein Tumor dafür verantwortlich ist. Hündinnen sind des Öfteren von einem Gesäugeleistentumor betroffen und je früher dies erkannt wird, desto besser. Daher kann es sehr sinnvoll sein, die Schwellung des Gesäuges mit deinem Tierarzt abzuklären und andere Ursachen auszuschließen.
Für viele Hündinnen verläuft die Phase der Scheinträchtigkeit aber unproblematisch, sie sind ein bisschen träger und anhänglicher und das Gesäuge ist leicht geschwollen. Ansonsten fehlt ihnen nicht und die Phase ist nach ein paar Wochen wieder vorbei.


