Leinenruck und Leinenrambo: Wenn aus Erziehung ein Gesundheitsrisiko wird

Verhaltensprobleme

Ein Leinenruck beim Hund ist ein ruckartiger, kurzer Zug an der Leine, den leider immer noch viele Menschen in der Hundeerziehung einsetzen, um ein unerwünschtes Verhalten zu unterbrechen oder den Hund „zu korrigieren“. Was viele unterschätzen: Ein kräftiger Ruck an der Leine belastet nicht nur die Nerven und Muskeln, sondern auch empfindliche Strukturen wie die Luftröhre, die Schilddrüse und die Halswirbelsäule.

Auch das Ziehen am Halsband bleibt nicht ohne Folgen – für deinen Hund kann es schmerzhaft und sogar gesundheitsschädlich werden. 

Im Halsbereich befinden sich folgende wichtige Strukturen, die durch den plötzlichen Ruck, aber auch starkes Ziehen am Halsband geschädigt werden:

HALSWIRBEL

Der plötzlichen Ruck, aber auch starkes Ziehen am Halsband können akute und langfristige Schäden an der Halswirbelsäule verursachen– darunter Wirbelblockaden, Bandscheibenvorfälle und arthrotische Veränderungen. Auch Nacken- und Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel und im schlimmsten Fall Lähmungserscheinungen sind mögliche Folgen für deinen Hund.

LUFTRÖHRE

Das starke Ziehen am Halsband übt starken Druck auf die Luftröhre aus. Das kann zu Quetschungen, Blutungen und Einblutungen führen. Häufige Folgen sind Atemnot, Würgereiz, chronische Kehlkopfentzündungen und sogar Lungenödeme durch Behinderung der Atmung.

SCHILDDRÜSE

Die Schilddrüse liegt im mittleren Halsbereich und kann durch den plötzlichen Ruck, aber auch starkes Ziehen am Halsband direkt oder indirekt geschädigt werden. Es drohen Quetschungen, Entzündungen und Veränderungen der Hormonproduktion, was zu Stoffwechselstörungen und weiteren gesundheitlichen Problemen führen kann. Dauerhafte Schäden an der Schilddrüse sind möglich.

SPEISERÖHRE

Auch die Speiseröhre kann durch den Druck des Halsbands durch den plötzlichen Ruck, aber auch starkes Ziehen am Halsband verletzt oder gequetscht werden. Dies kann zu Schluckbeschwerden, Schmerzen und im schlimmsten Fall zu bleibenden Schäden führen.

NERVEN

Der plötzlichen Ruck, aber auch starkes Ziehen am Halsband können Nerven im Halsbereich schädigen. Folgen sind Schmerzen, Taubheitsgefühle, Lähmungen, Muskelzuckungen oder sogar Störungen der Nervenfunktion im gesamten Körper, da die Halswirbelsäule zentrale Nervenbahnen enthält.

HALSSCHLAGADER

Die Halsschlagader (Arteria carotis) kann durch den Druck des Halsbands eingeengt werden, was zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns und Sauerstoffmangel führen kann. Symptome sind Schwindel, Kopfschmerzen und im Extremfall Bewusstlosigkeit.

MUSKULATUR

Die Halsmuskulatur muss beim plötzlichen Ruck, aber auch beim Ziehen am Halsband starke Kräfte abfangen, was zu Verspannungen, Mikrotraumata, Muskelkater und chronischen Schmerzen führen kann. Dauerhafte Überlastung kann zu Fehlhaltungen und Bewegungseinschränkungen führen.

SO BEUGST DU GESUNDHEITLICHEN PROBLEMEN BEI DEINEM HUND EFFEKTIV VOR

ACHTE AUF EINE PASSENDE AUSRÜSTUNG

Wähle ein Halsband, das breit genug ist, um den Druck gleichmäßig zu verteilen. Das Halsband sitzt beim Hund auf Höhe des mittleren bis hinteren Drittels des Halses, also dort, wo der Halsumfang gemessen wird. Es sollte nicht direkt unterhalb des Kopfes und nicht zu weit unten Richtung Schulter sitzen.

BAUE EIN STRUKTURIERTES LEINENFÜHRIGKEITSTRAINING AUF

Beginne möglichst früh – idealerweise schon im Welpenalter – mit einem ruhigen und positiv aufgebauten Training. So lernt dein Hund stressfrei und ohne Leinenruck, an lockerer Leine zu gehen.

BEFESTIGE EINE SCHLEPPLEINE NUR AM GESCHIRR

Wenn du mit einer Schleppleine arbeitest, befestige sie immer am Geschirr, niemals am Halsband. Ein plötzlicher Ruck über eine lange Leine kann sonst zu schweren Verletzungen an Hals und Wirbelsäule führen.

Es gibt zahlreiche Bücher zum Thema Leinenführigkeit. Kennst du zum Beispiel schon diese hier?

„Hilfe, mein Hund zieht!“, Turid Rugaas, Animal Learn Verlag*

Mit Hundepsychologie zum entspannten Spaziergang: Der 12-Punkte-Plan für Impulskontrolle, Leinenführigkeit und einen gelassenen Hund“, Wundermeer Verlag*

Vielleicht brauchst du auch praktische Unterstützung vor Ort oder online? Dann melde dich für ein Einzeltraining bei mir.

Tierärztin, Autorin und deine Hundeexpertin: Valérie Pöter

Über mich

Valérie Pöter hat 2017 ihr Staatsexamen als Tierärztin abgelegt und ist seit 2018 als Hundetrainerin tätig.

In ihrer Hundeschule in Oldenburg legt sie großen Wert auf Spaß und Motivation im Training und auf die verständliche Erklärung komplexer Zusammenhänge.

Diese Fähigkeiten brachten sie zusammen mit ihrer Leidenschaft fürs Zeichnen dazu, Fachwissen rund um den Hund auf ihrem Blog strukturiert und kreativ zu vermitteln – die Idee zu den FAQ Hund war geboren!

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