Du bist auf der Suche nach einem neuen Familienmitglied, möchtest etwas Gutes tun und einem Hund aus dem Tierschutz ein Zuhause geben? Erfahre jetzt, was du dabei unbedingt beachten solltest.
Eileen engagiert sich seit vielen Jahren im Tierschutz und lässt dich heute an ihren Erfahrungen teilhaben, woran du einen seriösen Tierschutzverein erkennen kannst.
Unser Verein in Andalusien
Es ist Tradition: Jedes Frühjahr reise ich in das spanische Partnertierheim meines Tierschutzvereins „Vergessene Pfoten e. V.“, in dem ich seit 2012 als Vermittlerin aktiv bin. Unsere spanischen Kolleginnen und Kollegen in Andújar (Andalusien) betreuen tagtäglich ehrenamtlich etwa 100 Hunde und Katzen in Spanien, welche wir vorrangig nach Deutschland vermitteln. Diese Tiere haben völlig unterschiedliche Geschichten, sind unterschiedlich alt, teilweise gesundheitlich gehandicapt, teilweise sehr ängstlich. Dies macht ihre Vermittlung zu einer verantwortungsvollen und herausfordernden Aufgabe.
Unsere Hunde leben in dem spanischen Refugio in Kleingruppen zusammen und haben tagsüber mehrere Stunden lang die Möglichkeit, sich in umzäunten Ausläufen zu bewegen. Die Arbeit unseres spanischen und deutschen Teams geht dabei Hand in Hand. Die spanischen Kolleginnen und Kollegen finden herrenlose Hunde und Katzen auf der Straße – ganz profan auf dem Weg zur Arbeit oder aber sie werden von Anwohnerinnen oder Anwohnern kontaktiert und brechen dann auf, um das jeweilige Tier zu sichern. Nicht immer ist das ganz einfach, handelt es sich um ein sehr ängstliches Tier, muss es zunächst (oft mühsam über mehrere Tage oder Wochen) angefüttert werden. Immer wieder werden Hunde und Katzen auch direkt vor unserem Tierheim ausgesetzt, hin und wieder kontaktiert auch der Besitzer / die Besitzerin selbst unsere Tierheimleiterin Marga und gibt sein Tier dann bei uns ab.
Refugium in Andalusien
Tierärztliche Check-ups
Die neuen Tiere kommen dann zunächst in Quarantäne und werden von unserer Tierärztin Elena durchgecheckt, gechipt, geimpft und mit eventuell nötigen Medikamenten versorgt. Nach der Quarantäne integriert das spanische Team den Neuankömmling in eine bestehende Hundegruppe. Hierbei ist es nötig, alle Hunde gut zu kennen und auch den neuen Hund richtig einzuschätzen, um ernsthafte Konfliktsituationen zu vermeiden.
In der folgenden Zeit wird der Neuankömmling weiterhin genau beobachtet, um seinen Charakter und mögliche Ängste möglichst genau kennenzulernen. Diese Informationen werden dann gemeinsam mit einigen Fotos und Videos an das Team in Deutschland geschickt, das ein Vermittlungsprofil erstellt und ein passendes neues Zuhause für den Hund sucht. Mehrmals pro Jahr reisen zudem Teammitglieder aus Deutschland nach Spanien, um ihre Vermittlungshunde persönlich kennenzulernen und ihre Bedürfnisse besser einschätzen zu können.
Passen Mensch und Hund zusammen?
Meldet sich ein Interessent bzw. eine Interessentin für einen Hund, wird immer genau darauf geachtet, ob Mensch und Hund zusammenpassen. Dabei stellen wir uns beispielsweise folgende Fragen:
- Weiß die interessierte Person, worauf sie sich im Zusammenleben mit einem ängstlichen Hund einlässt?
- Kann und möchte sie einen Podenco mit starkem jagdlichem Interesse händeln?
- Passt ein Herdenschutzhund wirklich in ihr Leben?
Sind alle Fragen gestellt, alle wichtigen Themen besprochen und hatte die interessierte Person genügend Zeit, sich die (nicht nur für sie!) lebensverändernde Entscheidung zu überdenken, kann die Einreise des Hundes geplant werden.
An diesem Punkt stellt sich jedoch aus Sicht des Menschen, der einen Hund aus dem (Auslands-)Tierschutz adoptieren möchte, eine wichtige Frage:
Woran kann ich seriöse Tierschutzvereine erkennen?
Keine Frage, die Zahl an Tierschutzvereinen, die Hunde und Katzen aus dem Ausland vermitteln, ist riesig und die Fotos der Tiere in Not berühren unser Herz. Doch woran erkenne ich eigentlich einen seriösen Tierschutzverein? Ich möchte euch hierfür gerne einige Tipps an die Hand geben. Es gibt einige Aspekte, die im Tierschutz nicht zu kurz kommen sollten. Hierzu gehören folgende Punkte:
Seriöse Kontaktadresse
Gibt es eine Kontaktadresse von dem Vermittler bzw. der Vermittlerin des Tieres, für das du dich interessierst? Findet nicht nur E-Mail-Kontakt statt, sondern gibt es auch ein Telefonat mit dieser Person?
Persönlicher Kontakt
Nimmt sie sich Zeit, um alle deine Fragen zu beantworten und deine Bedenken zu hören? Klärt sie dich darüber auf, was es bedeutet, einen dir unbekannten Hund mit unbekannter Geschichte aus dem Ausland zu adoptieren?
Das Aufklärungsgespräch
Klärt sie dich über häufig auftretende Probleme in der Anfangszeit und über typische Erkrankungen auf?
Hierzu gehören beispielsweise Themen wie:
- Das mögliche Auftreten von Mittelmeererkrankungen (Wichtiger Artikel: 6 Mittelmeerkrankheiten, die du kennen solltest).
- Das Alleine-Bleiben: Viele Tierschutzhunde können anfangs noch nicht alleine bleiben.
- Die Gewöhnung an die Leine und das Geschirr oder Halsband.
- Mögliche Ängste (zum Beispiel vor Männern, Kindern, Stadtgeräuschen oder anderen Umweltreizen).
- Eine möglicherweise stark ausgeprägte territoriale oder jagdliche Motivation.
- Die noch fehlende Stubenreinheit.
- Nimmt das Thema Sicherung des Hundes über ein Sicherheitsgeschirr und die sogenannte Doppelsicherung einen großen Stellenwert ein?
Ansprechpartner nach Vermittlung
Und ganz wichtig: Bietet sich der Verein auch NACH der Vermittlung als Ansprechpartner an? Einem seriösen Tierschutzverein liegt viel an seinen Tieren und er hat ein großes Interesse daran zu erfahren, ob es ihnen nach der Vermittlung gut geht.
Persönliche Empfehlung
Ansonsten gilt: Gute Arbeit spricht sich herum! Haben bereits Freunde oder Verwandte einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Würden sie den Verein weiterempfehlen?
Nicht zuletzt ist wie bei so vielen Dingen im Leben auch bei der Hundevermittlung das eigene Gefühl häufig ein guter Ratgeber. Auch wenn du bislang keine oder nur wenig Erfahrung mit Tierschutzvereinen gemacht hast, kann du dir im weiteren Verlauf die folgenden Fragen stellen:
- Wie geht es mir im Kontakt mit dem Verein?
- Werde ich ernst genommen?
- Werde ich nicht zu einer schnellen Entscheidung gedrängt?
- Fühle ich mich mit meinen Fragen und meinen eventuellen Sorgen gut aufgehoben?
Wenn ich alle diese Fragen mit einem klaren Ja beantworten kann, ist dies ein gutes Zeichen.
Fazit
Du solltest skeptisch werden, wenn du während des Telefonats mit dem Verein den Eindruck bekommst, es handele sich um ein Verkaufs- und kein Aufklärungsgespräch. Gibt es vielleicht sogar gar kein Telefonat oder zusätzlich keinen Vorbesuch bei mir zu Hause und kann der Hund ohne große Nachfragen zu meiner Eignung innerhalb weniger Tage bei mir sein? Dann besser Finger weg!
Natürlich bieten auch wir als Hundeschule eine umfassende Beratung zum Thema, nicht erst, nachdem der Vierbeiner eingezogen ist, sondern sehr gerne auch schon davor.
Solltet Ihr bereits einen Hund aus dem Ausland adoptiert haben oder mit dem Gedanken daran spielen, wünsche ich euch eine lange und glückliche gemeinsame Zeit mit eurem Begleiter, denn was gibt es Schöneres als das Zusammenleben mit einem Hund …?
Eure Eileen
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