Ist dir auch schon einmal aufgefallen, dass dein Hund ein großes Interesse an Kot und Urin von anderen Hunden hat? Das ist doch ekelhaft, denkst du dir. Vor allem, wenn dein Rüde dann auch noch anfängt, an einer Stelle den Urin abzulecken!
Warum sind der Kot und der Urin für deinen Hund so interessant?
Anders als wir Menschen, verfügen Hunde noch über ein Organ, welches zwar extrem zurückgebildet, aber im Gegensatz zu uns noch in gewissen Situationen funktionsfähig ist. Ich spreche hier von dem Jakobsonschen oder auch Vomeronasalen Organ. Hierbei handelt es sich um einen blind endenden Gang im Bereich des Eckzahns im Oberkiefer, mit dessen Hilfe der Hund sogenannte Pheromone, als Botenstoffe riechen kann.
Und das Spannende ist: Es wird davon ausgegangen, dass ein Hund mithilfe dieses Organs anhand des Urins erschnüffeln kann, ob es sich bei dem anderen Hund um einen Rüden oder eine Hündin, einen Welpen oder Senior handelt und sogar Informationen über dessen Gesundheitsstatus ermitteln kann. Bei Pferden ist das übrigens auch möglich, vielleicht hast du schon einmal beobachtet, dass ein Pferd flehmt, also seine Oberlippe in die Höhe streckt.
Was sind Pheromone?
Pheromone sind Botenstoffe, die nur innerhalb einer Art erkannt wird. Hunde können also Botenstoffe von Hunden riechen, Pferde von Pferden und Ratten von Ratten. Hunde jedoch nicht von Ratten oder Pferden.
Im Training mit unseren Hunden suchen wir nach den Ursachen für ein Verhalten und ich halte es für sehr wichtig, Verständnis füreinander zu vermitteln. Wenn dein Hund also beim nächsten Mal Urin aufleckt, dabei mit den Zähnen klappert und gerade nicht weiterlaufen möchte, hat er vermutlich Botenstoffe in der Nase, die ihn sehr stark ablenken und gleichzeitig viel mehr Informationen über eure Umgebung wahrgenommen als du. Vielleicht hat er den Erzfeind erkannt, bevor du ihn sehen kannst, oder er weiß jetzt, dass ein Haus weiter eine junge Hündin eingezogen ist.
Welche Informationen befinden sich im Urin?
- Geschlecht?
- Alter?
- Gesundheitszustand?
Welche Informationen befinden sich im Kot
- Individualgeruch (Analdrüsensekret)
Was kannst du tun, wenn dein Hund nur noch schnüffelt?
Bei manchen Hunden, insbesondere Rüden, kommt es vor, dass sie während des Spaziergangs sehr abgelenkt sind, ständig schnüffeln und sich gar nicht mehr auf ihren Menschen konzentrieren können. Das intensive Schnüffeln kann entweder durch Jagdverhalten ausgelöst werden. Woran du erkennst, ob dein Hund im Jagdmodus ist, kannst du in diesem Blogartikel nachlesen.
Handelt es sich dabei um eine sexuelle Motivation, ist dein Hund also dabei herauszufinden, ob sich läufige oder paarungswillige Hündinnen, oder auch männliche Konkurrenten in der Nähe befinden, ist Testosteron ein Hormon, dass dabei eine wichtige Rolle spielt.
Aber auch Territorialverhalten kann eine Ursache für ein intensives Schnüffeln sein. Hierbei geht es darum, den Lebensraum zu vergrößern und gegen Feinde und Konkurrenten abzusichern. Kot- und Urinmarkierungen werden als eine Art Zaun oder Grenze genutzt.
Im Training geht es dann darum, mit deinem Hund zunächst einmal in ablenkungsarmer Umgebung zu trainieren und diese Übungen dann auf den Spaziergang auszuweiten. Oftmals gibt es bereits Managementmaßnahmen im häuslichen Umfeld, die notwendig sind, damit sich dein Hund auch in hoher Ablenkung auf dich und das Training konzentrieren kann. Es müssen Fragen geklärt werden, wie zum Beispiel, ob das Markieren auf dem Spaziergang unterbunden werden muss oder nicht, wer wem im Alltag die meiste Aufmerksamkeit schenkt und ob es möglich ist, die Aufgaben wie das Territorialverhalten deinem Hund abzunehmen. Natürlich nicht in Form eigener Urinmarkierungen, sondern durch Maßnahmen im Alltag, wie dem Deckentraining bei Besuch.
Ganz anders sieht es aus, wenn es sich beim intensivem Schnüffeln um Jagdverhalten handelt. Hier ist ein umfangreiches Training, welches unter anderem Impulskontrolltraining, oder auch intensives Apportiertraining, sowie den Aufbau eines wirklich guten Rückrufs beinhaltet.
Wenn das Verhalten durch Hormone sehr stark beeinflusst wird, ergibt es durchaus Sinn sich auch mal nach Nahrungsergänzungsmitteln umzuschauen, die das intensive Training unterstützen können. Eine Möglichkeit, um den Hormonhaushalt deines Hundes positiv zu beeinflussen, wenn es um die sexuellen Hormone geht, ist beispielsweise Mönchspfeffer*.
Wenn dir die gemeinsamen Spaziergänge also nicht mehr so gut gefallen und dein Hund sich mehr mit Urin und Kot beschäftigt, als sich an dir zu orientieren, dann wird es Zeit mal einen Profi über deine Schulter schauen zu lassen. So können wir wieder Spaß ins Training und den gemeinsamen Spaziergang bringen und ich kann dich bezüglich des Hormonhaushaltes deines Hundes intensiv beraten.
Buchempfehlung
Wenn dein Hund ein ganz vernarrter Schnüffelhund ist und es im Training darum geht, das Schnüffeln zu unterbinden, kann es sehr sinnvoll sein, das Schnüffeln in die gemeinsame Beschäftigung mitaufzunehmen, um den Bedürfnissen deines Hundes gerecht zu werden. Hier ist eine Buchempfehlung, bei der es darum geht, deinen Hund mithilfe seiner Nase besser auszulasten und zu beschäftigen: Das große Schnüffelbuch (Kynos)*
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