Dies ist wohl einer der häufigsten Sätze, den wir im Hundetraining zu hören bekommen, wenn es darum geht, dass der Hund einfach nicht mitmacht und sich widerwillig verhält oder stark abgelenkt ist. Vor kurzem habe ich eine Nachricht von einer Kundin erhalten mit folgendem Wortlaut:
„Sam nimmt mich einfach überhaupt nicht ernst. Er macht selten was man ihm sagt und ich fühle mich grundsätzlich überhaupt nicht von ihm respektiert. Mit Leckerchen arbeite ich schon lange nicht mehr, denn dann hört er auf mich überhaupt nicht mehr und will nur die ganze Zeit was zu fressen haben. Sobald das Leckerchen weg ist, bin ich wieder völlig uninteressant und er hört überhaupt nicht mehr!“
Wenn wir uns die Lerntheorien anschauen, also überlegen, welche grundsätzlichen Möglichkeiten es gibt, auf einen Hund Einfluss zu nehmen, spielt die positive Verstärkung, also die Belohnung eine sehr entscheidende Rolle. Oftmals führe ich den Vergleich an, dass die allermeisten Menschen auch nicht arbeiten gehen würden, wenn sie am Ende des Monats nicht ihr Gehalt auf dem Konto sehen würden. Es braucht eine Gewisse Motivation, damit wir lernbereit sind. Diese entsteht entweder intrinsisch, also von innen heraus, oder extrinsisch, durch äußere Einflüsse. Hunde sind eher selten bis gar nicht intrinsisch motiviert, wenn es darum geht gehorsam zu sein und sich daran zu orientieren, was der Mensch gerade möchte. Also müssen wir von außen Einfluss nehmen. Und das können wir eigentlich nur über Lob, Nahrung oder bei jagdlich motivierten Hunden auch beispielsweise über das Apportieren.
Bei vielen Hunden beobachte ich im Training, dass das verbale Lob nicht ausreicht, um sie zur Mitarbeit zu motivieren. Also bleibt bei einem durchschnittlichen Hund, der mehr oder weniger mit Nahrung zu begeistern ist, vor allem die Belohnung über schmackhafte Leckerchen oder einen Teil der Futterration übrig.
Damit das Training aber nicht so abläuft, wie der der obigen Nachricht meiner Kundin beschrieben, ist es sehr wichtig, sich über die folgenden zwei Begriffe einmal Gedanken zu machen:
Bestechung versus Belohnung.
Oftmals frage ich meine KundInnen im Training, was der Unterschied ist. Heute bringe ich es einmal schriftlich und bildlich auf den Punkt:
Bestechung bedeutet für mich, dass der Hund im Voraus sehen kann, was er für diese Übung erhält und kann dann dementsprechend prüfen, ob es sich lohnt mitzumachen. Die Reihenfolge ist also: Leckerchen – Signal – fressen.
Beispiel: Der Hund soll an lockerer Leine laufen. Solange das Leckerchen sich vor seiner Nase befindet, stupst er gegen die Hand, springt hoch und schaut nur auf das Leckerchen. Er konzentriert sich gar nicht auf das Training, sondern hat stattdessen nur das Leckerchen im Blick. Sobald die Hand leer ist, hat er sogleich die Nase am Boden, zieht an der Leine und folgt überhaupt nicht mehr. Kommt ein anderer Hund entgegen, hilft auch das Leckerchen vor der Nase nichts mehr.
Belohnung hingegen bedeutet für mich, dass der Hund zuerst die Übung durchführt bzw. vernünftig mitmacht, erhält der Hund im Anschluss der Übung dafür eine schmackhafte Belohnung in Form eines Leckerchen.
Es passiert im Training so oft, dass wir sogenannte Schlüsselreize konditionieren, wie beispielsweise der Griff in die Leckerchentasche, oder das Rascheln der Leckerchentüte.
Wichtig im Training ist, dass wir unseren Hunden nicht beibringen, vor der Ausführung einer Übung zu prüfen, ob es sich wirklich lohnt mit uns mitzuarbeiten, sondern darauf achten, dass wir im Training zu einem sehr großen Anteil die Form der Belohnung verwenden und die Bestechung nur in Ausnahmefällen, wenn es gerade nicht anders geht.
Es gibt übrigens eine Situation im Training, bei der ist es absolut sinnvoll zu bestechen. Kannst du dir vorstellen, welche Trainingssituation das sein kann?
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